Wir fordern: Keine Abiturprüfung in diesem Jahr!

Nach derzeitigem Stand finden die Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein direkt nach den Osterferien statt (also ab dem 20. April). Die Prüfungen nun doch – unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen – stattfinden zu lassen, ist das Ergebnis von Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK) am 26.03.2020. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Frau Stefanie Hubig (SPD), begründete den gemeinsamen Beschluss wie folgt:

„Für sie (die Schülerinnen und Schüler) ist es besonders wichtig, jetzt Planungssicherheit zu haben, gleichzeitig steht ihre Gesundheit erster Stelle.“

Dass sich die Abiturprüfungen in leeren Schulen unter verschärften Sicherheitsbedingungen ohne Gesundheitsgefährdungen durchführen lassen, mag noch plausibel erscheinen. Es wäre aber besser gewesen, die KMK hätte sich darüber geeinigt, dass die Länder das Abitur gegenseitig anerkennen.

Mit ihrer Entscheidung hat die KMK gegen die Schülerinnen und Schüler entschieden. Denn für viele Abiturientinnen und Abiturienten stellen die Abiturprüfungen in dieser Krisenzeit eine erhebliche Belastung dar. Bei allem verständlichen Wunsch, den Abschluss zu erreichen, dämmert vielen, dass es noch etwas Lebenswichtigeres gibt als das Abitur. Die erste Verunsicherung trat bei vielen schon ein, weil zunächst gar nicht klar war, wann die Abiturprüfungen und ob sie überhaupt stattfinden. Die Existenznöte vieler Familien, in denen die zukünftigen Absolventen leben, können an ihnen nicht spurlos vorbeigehen. Die Begleitumstände mitten in einer Krise von pandemischem Ausmaß blieben bei den bildungsbürgerlich beflissenen Kultuspolitikern völlig ausgeblendet: „business as usual“.

Psychisch schwierige Vorbereitung, eventuelle gesundheitliche Betroffenheit von Verwandten und Familienangehörigen, Kurzarbeit eines oder beider Elternteile, gar drohende Arbeitslosigkeit und Insolvenz, Verharren oder Absinken in Armut – das alles ficht die KMK nicht an. Verschweigen kann man auch nicht, dass sich die persönlichen Lebensituationen der Abiturienten und Abiturienten in sozialer Hinsicht sehr unterscheiden. Damit drängt sich auch die Frage der sozialen Gerechtigkeit auf.

Die Schleswig-Holsteinische Kultusministerin Karin Prien (CDU) kündigte an, auf der KMK für den Verzicht auf Abiturprüfungen wegen der Coronakrise zu plädieren, konnte sich aber nicht durchsetzen und stimmte letztlich der auf der KMK getroffenen Vereinbarung zu. Kritik an ihrenVorstoß kam unter anderem von der Jungen Union. Die Jungen Unionisten, ganz karrierebewusst und bildungsbürgerlich gestimmt, übten denn auch Kritik an ihrer Ministerin.

Für die Mehrheit der Abiturientinnen und Abiturienten aber dürfte die Entscheidung der KMK eine herbe Enttäuschung sein.

Wir bleiben dabei: Keine Abiturprüfungen in diesem Jahr!

Für den Kreisverband Plön Die LINKE

B. Friedrich